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Rad el Baluvar Offline



Beiträge: 65

30.11.2011 15:07
#46 Federn immer auflesen Antworten

Diese sogenannte Kontaktperson die hier in Helmstedt auf mich wartet, ist sich - in der Regel - ihres Tuns nicht bewusst. Es ist das Unterbewusstsein eines jeden Menschen, das die Richtung des Weges bestimmt. Die Kontaktperson wollte vielleicht eben mal schnell zum Bäcker gehen um Brötchen zu holen. Aber gleichzeitig holte sich die Kontaktperson auch noch Bonuspunke zur Erlangung eigener Wünsche, denn wir haben ja abgemacht uns zu treffen hier in Helmstedt an diesem Donnerstag Nachmittag, und für die Einhaltung eines Versprechens bekommt man - nach dem Hilfegesetz der Grünen Kuppel - eben Hilfe in seinen eigenen Unternehmungen. Zu kompliziert?

Nehmen wir als ein Beispiel Folgendes: Jemand braucht dringend Geld um ein - aus feinstofflicher Sicht reines und nicht negatives - Projekts zu starten. Sein Astral löst sich vom Körper während des Schlafes und bewegt sich in die Grüne Kuppel. Dort berichtet das Astral seinen astralen Bezugsgeistern seine berechtigten Wünsche. Die astrale Hilferunde stellt immer eine aussergewönliche Tat als Bedingung für transzendente Hilfeleistung. Man soll also eine auffällig da liegende Feder auflesen, die auf der Strasse wartet z.B, oder man soll ein Codewort sagen zum Frisör, oder man soll auf einen Berg steigen etc. etc. etc. Immer sind die Sachen welche die astrale Hilferunde verlangt eher seltsam.

Am Tag danach getrauen sich die Menschen oft nicht ihren ersten Gedanken auszuführen, wie die oben genannte Feder, vom Boden aufzuheben; und so wird halt auch der Wunsch nicht in Erfüllung gehen, weil diese Person geistig noch nicht erwacht ist, und damit noch allzusehr von ihrem eigenen Unterbewusstsein abgetrennt ist. Fazit: Um ein Ziel zu erreichen sollte man immer dem ersten Gedanken folgen; auch dann, wenn er ausgefallen oder schwierig auszuführen ist. Dabei auch noch das Glück des Tüchtigen in Anspruch nehmen, wie der Volksmund immer so schön sagt, und der Herr gibts den Seinen im Schlaf.

Aber spinnen wir den Faden noch etwas weiter. Hätte ich niemanden um den Weg gefragt, und hätte ich mich dann verfahren, mein ganzer folgender Zeitplan wäre verzögert worden und damit auch die nachfolgend transzendenten Synchronpunkte wären um einige Einheiten verschoben worden. Wir sehen also, was für eine wichtige Funktion diese Kontaktpersonen - die wir immer ganz unauffällig treffen - haben.

So eine Kontaktperson ist also eigentlich der, oder die Zeitgeber/in, für alle nachfolgenden Abschnitte einer Mission. Es gibt auch Wegweiserinnen die einem in die falsche Richtung schicken. Aber vielleicht müssen sie dies tun, damit man einen Umweg machen muss um so vor einem schweren Unfall auf der Strecke verschont zu bleiben. Auch Diebe und Autoknacker sind auf ein präzises zeitliches Ankommen des Fahrzeuges am Tatort angewiesen. Das Netz der gegenseitigen Interessen ist demnach weit gespannt.

Rad el Baluvar Offline



Beiträge: 65

30.11.2011 16:00
#47 Ankunft in Harbke Antworten

Dann endlich wieder die gewohnte normale Asphaltfahrbahn aber immer noch schmal und schon bin ich halbwegs im Dorfkern von Harbke. Betont langsam wie das Leitfahrzeug in einer königlicher Parade rolle ich Meter um Meter vorwärts. Ein Auto überholt mich, und bremst so, dass ich verstehe und ebenfalls anhalte. Ein Mann mit leicht geröteter Hautfarbe um die Nase und schräg abfallenden blonden Augenbrauen kommt an meine heruntergelassene Fensterscheibe. Aha, eine einheimische Kontaktperson denke ich. Der Mann fragte mich ob ich etwas suche. Ich sagte ja: "Den goldenen Ring der Grafen von Veltheim zu Harbke." Ich zeigte ihm auch noch das kleine Buch mit der Abbildung des gesuchten Ringes. - "Nie gesehen", sagte er. - "Kann ich sie noch schnell mit meiner Videokamera ablichten", fragte ich. - "Ja, um was gehts denn?" - "Sagen Sie einfach etwas in die Kamera", antwortete ich. Er schob seinen Kopf fast durchs Fenster rein in den Weitwinkel: "Ich wünsche ihnen eine gute Fahrt!" - "Danke", war meine Antwort von hinter der Kamera hervor, und er sagte noch: "Und alles Gute!"

Dann entfernte er sich wieder und stieg zu seiner Frau, die im Wagen wartete ein und fuhr davon. Beim Filmen soll man immer die Szene mit einem ruhigen Stand abschliessen, und so schloss ich diese Einstellung, mit zwei zufällig zeitgleich daher kommenden Schülerinnen, die mit ihren Schultaschen auf dem Rücken an mir vorbeizogen. Gut habe ich sie alle drei aufgenommen; denn in Harbke sind Menschen welche draussen in der frischen Luft sind eher selten zu sehen. Menschenleer zeigt sich auch der innere Kern der Ortschaft und man wundert sich wo all die Leute wohl geblieben sind.

Rad el Baluvar Offline



Beiträge: 65

30.11.2011 18:54
#48 Goethe war auch hier Antworten

Der Johann Wolfgang von Goethe hat in jenem Haus dort drüben einmal für kurze Zeit gewohnt, weiss ich aus einem Internetportrait über Harbke. Aber vielleicht hat er auch nur ein oder zwei mal hier übernachtet. Goethe soll die gräfliche Familie derer von Veltheim zu Harbke gekannt und sie hier auf ihrem Schloss kontaktiert haben.

Ich weiss nicht warum, aber hier in Harbke weht irgendwie noch immer der Geist des unterdrückten Ostdeutschland. Das Schloss Hotel - hier direkt an der Hauptdurchgangsstrasse gelegen - hat das Monopol. Es wirkt so als ob sich Walter Ulbricht persönlich um die Gestaltung der Fassade gekümmert hätte. Eigentlich wollte ich in einem Hotel übernachten, möglichst mit einem Internetanschluss im Zimmer, und mich dann - typisch computersüchtig - nach Amerika clicken um den andern stark abhängigen Freunden dort, von meinen tollen Abenteuern hier in Mitteldeutschland zu berichten.

In Anbetracht der mir instinktiv nicht passenden Lokalität, beschloss ich im Toyota Kastenwagen - wie schon so oft zuvor, in den Gleitschirm Ferien in Italien vor zwei Jahren - zu übernachten. Wenig Komfort im Auto, aber man hat schlussendlich doch seine Ruhe. Jemand wies mir den Weg zur Burgruine. In einem dunklen Wald soll sie sein.

Es war jetzt schon früher Abend. Das Büchsenlicht genügte nicht mehr für eine sofortige Erkundung, und so richtete ich mich auf dem unmittelbar zur Waldöffnung gelegenen Parkplatz ein. Auch hier weit und breit keine Wandersleut' zu sehen. Der Mond und die Sonne waren gleichzeitig am Himmel. Den Mond lichtete ich mit dem 48- fach Digitalzoom ab. Ich kann den grossen Krater auf dem Planeten gut sehen. Der Zoom ist so stark, dass die Kugel noch unten und links beschnitten wird. Unglaublich schön - mal was anderes; der Halbmond im Sucher. Den Vollmond sieht man ja oft im Fernsehen.

Am Waldrand entdeckte ich eine Hinweistafel und darauf steht tatsächlich: Floridaweg. Also: Sofort für die lieben Freunde in der amerikanischen Computer Junkies Unlimited msn Group ein nettes Bild dieses sonderbaren Zufalls digital aufzeichnen.

Als ich noch ein Kind war, wunderte ich mich immer wieder über das grosse römische Reich. Wie gelang es den Herrschern damals, auch die deutschen Lande unter ihre Kontrolle zu bringen? War ja alles so weit weg von Rom. Heute erlebe ich am Beispiel der amerikanischen Siegermächte, wie fremde Kulturen ganze Völker beeinflussen können ohne, dass sie hinter jeder Hecke einen Krieger stehen haben müssen. Go with the winner, sagen die Amis. Nicht nur die deutsche Kultur wird - so sehe und höre ich tagtäglich - von der amerikanischen "Kultur" unterwandert. Die halbe Welt gehört jetzt schon den Amerikanern. Das meiste Liedgut z.B. stammt aus den Staaten. 90 Prozent aller Filme kommen aus Hollywood. Die Fernsehserien sind mehr als hälftig amerikanisch mit lokalen Synchron Stimmen, und, und, und...

Ich habe mich in all den vielen Jahren wo ich nun schon ein Auto benutze noch nie selbst ausgeschlossen. Aber w.g. den penetranten Mücken riss ich die seitliche Schiebetür so zügig ins Schloss, dass ich dabei wohl die Verriegelung betätigt haben muss. So stehe ich nun um 22.30 Uhr vor meinem Auto - mitten in Deutschland - und kann nicht mehr rein. An diesem Freitag dem 13. Mit Stativ und Kamera bewaffnet als Zeichen meiner redlichen Absicht, läutete ich die Glocke am Eingang des nächstgelegenen Hauses. Ein junger Mann öffnete die Tür und sogleich erklärte ich den Sachverhalt. Dann kam auch noch seine Mutter hinzu und nach einigen Telefonaten mit seinem Handy sagte der Sohn jemand vom Schlüsseldienst sei auf dem Weg. Man lud mich ins Innere des schmucken Hauses ein, doch ich lehnte dankend ab.

Wir unterhielten uns noch einige Minuten über die jetzige Situation der Lage hier in Harbke. Die Mutter und der Sohn waren sich einig, dass nicht einfach alles besser geworden sei nach der Wendung. Die Frau sagte: "Es ist alles viel hektischer geworden. Die kleinen Geschäfte wo man Einkaufen konnte sind alle verschwunden. Dafür gibt es jetzt einen riesigen Supermarkt im Dorf. Alles ist jetzt auch teurer. Viele sind arbeitslos geworden." - Der Sohn nannte alle Automarken aus der Vergangenheit. Ich erzählte von meinem Beruf, und dass viele Dinge in der Schweiz auch nicht zum Besten stehen täten. Alles sei überreglementiert und wir seien auch nicht das geworden was sich unsere schwörenden Vorväter damals auf der Rütliwiese vorgenommen hätten. Ja wir können in Zürich tatsächlich über das unter dem Boden gelagerte Gold gehen - am Paradeplatz - aber dennoch sind wir Habenichtse. Dann kam der Schlüsselmann mit seinem Kombi angefahren. Alle waren froh; die Beiden gingen in ihr Haus zurück, ich zu meinem verschlossenen Auto.

Rad el Baluvar Offline



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30.11.2011 21:46
#49 Ausgesperrt Antworten

Konzentriert - die kleine Stabtaschenlampe mit den Lippen haltend - arbeitete sich der ruhig wirkende ostdeutsche Autoknacker an den Schlüsselbund heran. Er hatte drei kleine aufpumptbare Luftkissen in den Türzwischenraum gezwängt und so die Möglichkeit des Aufsprengens der Türe und somit auch des Eindringens eines langen Drahtes ermöglicht. Virtuos hängte er die gekrümmte Spitze in eine Öse der blauen Aluminium Kette mit den zu fischenden Schlüsseln dran. Gottseidank hing die Kette mit dem Reserveschlüssel am herausgezogenen Aschenbecher. Ich habe es mir zur lieben Gewohnheit gemacht immer zwei Zündschlüssel mitzuführen. Einer ist an einem roten Plastik Herz mit der Aufschrift ELVIS befestigt - er steckte noch immer im Zündschloss - und der Reserveschlüsselbund hing eben relativ günstig am besagten Aschenbecher. Ich habe nicht geglaubt, dass der Schlüsselmann es schaffen würde; aber nach 5 Minuten zog er den Schlüsselbund behutsam aus dem Zwischenraum von Tür und Fahrzeugwand. Er wollte 60 Euro haben, ich gab im gerne 100 Euro und dazu noch - als ein Geschenk meiner vorbehaltlosen Anerkennung - zwei Bonus T-Shirts mit Laserducken die ein Mondfahrzeug mit einem Astronauten als Fahrer zeigen, der sich zwischen sieben grossen Pyramiden hindurch manövriert. Es erfüllt mich immer wieder grosser Spass wenn ich ein selbstgemachtes Bild irgendwo in der weiten Welt platzieren kann: denn wer weiss schon was alles noch mit solch einem Kleinkunstwerk geschehen wird.

Einige freche Mücken hatten sich anlässlich meines unfreiwilligen Aufenthalts im Freien verpflegt und schlagartig wurde mir bewusst, so schlau hast du heute Abend aber auch nicht gehandelt Radel. War es mein Unterbewusstsein dem es hier in der Nähe der Veltheim'schen Burgruine so wohl war, dass es mich verleiten wollte am liebsten für immer hier zu bleiben? Der gute Traum in jener Nacht war - wie immer seit ich kein THC mehr brauche - dreiteilig und viel interessanter als die realen Abenteuer während des Tages.

Tatenhungrig wachte ich am folgenden Morgen auf. Die Morgensonne beleuchtet die Szene perfekt. Die grüne Waldaussenseite in vollem Licht und den im dunklen liegenden Eingang zum Weg, der zur Burgruine führt. Den kleinen Rucksack aufgeschnallt, die Kamera auf dem Stativ sorgfältig ausgerichtet und dann auf den Auslöser gedrückt, ja, so gehe ich guten Mutes als mein eigener Schauspieler die Sache an. Jeden Abschnitt des recht kurzen Aufstieges dokumentiere ich für die nachfolgenden Generationen. Singend, um die Angst zu verbergen, gelange ich auf einen verwilderten Platz mit vielen Rundgräbern und hinten, zwischen alten Bäumen, ist die recht hohe Burgruine zu sehen. Wie speziell ausgerichtet auf diese gut passende, mystische Umgebung, drängten sich einige Lichtstrahlen durch die Äste. Der laue Wind lässt sie funkeln wenn die Lichtbahnen kurzzeitig von einem wippenden Zweig unterbrochen werden. Ja, hier fühle ich mich zuhause. Die Steinquader der Gräber sind alle etwa gleich gross und in vier Kreisen von 15 Meter Durchmesser angelegt. Ein Stein hat etwa die Höhe von 80cm. Alle sind mit feinem Moos bewachsen, und die Inschriften wurden als grosse Buchstaben eingemeisselt so, dass ich gut lesen kann, wer hier begraben liegt.

Sonderbarerweise sind es alles Tote um die Jahre des ersten Weltkrieges. Da liegt Willi Gieseke, und dort der Friedrich Kirchhoff. Ein wenig kann man diese Grabanlage mit den geheimnisvollen, aufgestellten Quadern im englischen Stone Hendge vergleichen nur eben sind hier die Steine wesentlich kleiner. Das herbstliche Laub gibt dem Boden den Überzug den er braucht um traurig und doch lebendig zu wirken. Hier liegen die Adeligen und die edlen Ritter; am liebsten möchte ich auch gleich einen Platz reservieren lassen - für mich - und dann selbst eines Tages, in dieser edlen Runde hier an diesem mystischen Ort, den Schlaf bis zur Wiedergeburt träumen. Ich war schon auf vielen Totenstätten - so gut wie hier hat es mir jedoch noch nirgends gefallen; keine Friedhofstüre, kein rasenmähender Friedhofgärtner und Lustwandelnde Weiber, keine ewig flackernden rote Lichtlein in Plastikbechern, keine Gartenschläuche, Gieskannen und Abfallkörbe und auch kein Bänklein um Andacht zu halten - ja, hier herrscht die absolute Offenheit und nötige Stille - keine gestalterischen Massnahmen wurden ergriffen, Blumen sind nicht vorhanden.

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 01:40
#50 Die Märchenburg steht im Wald Antworten

Der Bau der Ruine wurde von einem der von Veltheim's geplant. Aus krummen Backsteinen zusammengemauert türmt sich die mittlere Hauptröhre wie ein überbreites Kamin bis auf Gleichstand mit den Baumkronen. Warum die beiden verfallenen Seitenflügel und die angedeutete, bogenförmige Dachverbindung, und die Steintreppe hinauf zur hinteren Seite der Burg so ausgeführt wurden, bleibt wohl ein Rätsel und ist nur dem längst verstorbenen Bauherrn bekannt. Warum baut jemand so eine Ruine? Was will er den kommenden Generationen mitteilen? Hatte der Graf von Veltheim einfach so viel Geld übrig um ein solches - auf den ersten Blick unsinniges - Bauwerk aufstellen zu lassen? Hier im Wald ausserhalb der Ortschaft Harbke. Ich klettere die wenigen Stufen hoch zur hinteren Seite der Märchenburg. Weil die Ruine an einem Abhang errichtet wurde, lässt sich der türlose Eingang zum ersten Obergeschoss von hier aus leicht begehen. Das Laub am Boden knistert bei jedem Schritt und ich werde an jugendliche Zeiten erinnert - damals - als wir Höhlen im Wald erforschten. Dieses Gefühl auf geheimnisvollem Boden zu stehen liebe ich, man kommt sich vor wie ein Forscher und suggeriert sich; man sei der erste hier. Ich richte den Blick aufwärts. Ein bodenloses Obergeschoss ist zu sehen; die Tragbalken verstreben sich vierfach und sind für die Ewigkeit konstruiert. Drei kleine Fenster lassen das güldene Herbstlicht in den gerundeten Raum fliessen. Bin ich der tapfere Ritter hier? In meiner eigenen -
verfallenen - Burg?

Zwischendurch kontrolliere ich immer wieder die bereits aufgenommenen Sequenzen auf dem kleinen Monitor der sich seitlich der Kamera ausklappen lässt. Die Aufnahmen sind alle in Ordnung, die Farben stimmen und auch der Fokus ist am richtigen Ort - also weiter. Ich will die ganze Ruine umrunden. Alles sehen. Jetzt geht es eine kleine, steile Böschung hinunter um die verfallen gebaute Mauer herum und schon bin ich wieder auf dem Vorplatz zur Burg. Ich setze mich auf den Boden unter einen Baum, zünde eine Prise Tabak in der Pfeife, ziehe den Rauch ganz tief in die Lungen, und bin zufrieden. Aus dem Buch lese ich laut die Geschichte des Schicksal-Ringes der Grafen von Veltheim zu Harbke in die mit einem Richtmikrofon bestückte Kamera. Zweimal verhasple ich den Text, die gute Laune schwindet jedoch nicht. Die Stechmücken sind relativ aktiv.

Ich gratuliere mir zur guten Arbeit hier, denn alles ist wie am Schnürchen gelaufen. Das nächste mal nehme ich bestimmt etwas Tee zum Trinken mit, aber sonst war der Auftritt perfekt. Als eine Draufgabe schwenke ich den Turm ein letztes mal von unten nach oben an, ein langsamer Zoom bringt das schöne Ritterwappen näher. Es zeigt mittig eine Burgfront umgeben von senkrechten Strichen und einem Löwen, und ist ausserhalb des Wappens mit allerlei typisch geschwungenem Firlefanz und einem Ritterhelm reich verziert.

So, und jetzt brauche ich eigentlich nur noch eine allerletzte Einstellung um damit den Ort des Geschehens wieder auf eine filmisch elegante Art zu verlassen. Ich entscheide mich für einen langsamen gefühlvollen Schwenk von den Gräbern in die Baumkronen wo die Sonne leicht aber bezaubernd durchfunkelt. Ein so genannter Diagonalschwenk soll es werden, der ist immer sehr schwierig auszuführen, weil ich das Ziel - die Sonne in diesem Fall - ja noch gar nicht sehen kann im Sucher wenn ich auf den Auslöser drücke. So ein Schwenk ist wohl die schwierigste Kamerabewegung überhaupt, da man die Schwenkrichtung zum Ziel erahnen muss und erst sieht ob der Schwenkwinkel richtig erwischt wurde wenn das Ziel - die Sonne - schlussendlich - in der Mitte des Sucherbildes - am richtigen Punkt platziert ist. Wenn es auf Anhieb klappt freut man sich natürlich und hält dabei den Atem an, um den letzten nötigen Stand des Bildes nicht doch noch zu gefährden. Dann atmet man nach 5 Sekunden noch nicht aus, sondern gibt noch eine Sicherheits Sekunde drauf. Huch, gut, geschafft. Das Atmungssystem darf jetzt wieder normal arbeiten.

Ich fühle mich leicht und bin auch ein wenig stolz ob der gelungenen Leistung - und holte mir damit neue Energie - vom Platz der Toten. Drehen ist eine Sache der höchsten Konzentrations Stufe des Geistes. Passt man nicht gewaltig auf, ist schnell mal eine Szene im Eimer. Daher ist auch eine kleine Pause im Anschluss immer empfehlenswert.

Ich fuhr ins Dorf Harbke hinunter und dann der Nase nach auf einen Parkplatz von dem ich einen schönen Überblick auf einen grossen Graben in der sonst flachen Landschaft hatte. Ein dunkler Wagen, ein neueres Modell mit zwei Männern drin, parkte kurze Zeit später ebenfalls hier. Nur einige Schritte von meinem roten Toyota Bus entfernt. Die beiden mit grossen Feldstechern behangenen Touristen stiegen geschäftig aus und betrachteten das gegenüberliegende offene Gelände mit ihren starken Linsen. Etwas Misstrauen lag in der Luft, das spürte ich sofort. Man tat jedoch so als ob man sich gegenseitig nicht bemerken täte.

Nach einigen Minuten setzte sich der eine wieder ins Auto und der andere kam zu mir und sagte: "So, sie sind wohl aus der Schweiz, was gibt es denn hier in dieser langweiligen Gegend so Interessantes für sie, dass sich der weite Weg hierher rechtfertigt?" - Brav schilderte ich meine Suche nach dem goldenen Ring, aber schon während ich noch erzählte merkte ich; der Mann beachtet nur meine Sprachmelodie - ob ich fliessend reden täte - auf den Inhalt der sonderbaren Geschichte mit dem verloren gegangenen Ring reagierte er in keiner Weise. - "Und was machen Sie hier?", fragte ich mit leidigem Unterton in der Stimme. - "Wir sind ehemalige Grenzer und sind nur eben mal schnell hier vorbeigekommen um unsere alte Arbeitsumgebung wieder zu sehen." - Noch zwei drei weitere Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht und weg waren sie. Ich säuberte noch kurz die Fensterscheiben rund ums Auto, pisste am Parkplatzrand ins Gras und fuhr dann hinüber zum alten Flugzeug. Die viermotorige Iluschin 18 einer ehemalige ostdeutschen Fluggesellschaft war zu einem Restaurant umgebaut worden, und steht nun auf einer Wiese gleich neben der Strasse am Dorfeingang zu Harbke.

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 09:18
#51 Wir sind die Flieger Antworten

70'000 Verbindungen sind gelöst und anschliessend wieder zusammengefügt worden, erzählte mir der Besitzer stolz. Die Flügel, die Motoren, die wuchtigen Vierblatt Propeller und all das viele Kleinzeugs hat er mit seinem Lastwagen selbst hiehergekarrt. Nur für den Rumpf musste er die Dienste eines Spezialunternehmens in Anspruch nehmen. Ein Flugzeug Restaurant zu besitzen war sein Jugendtraum. Als dann die Wende kam, kaufte der Fliegerfan die Maschine und der Tag meines Besuches war zufälligerweise auch das Datum des zehnjährigen Jubiläums von Fany-Fly.

Als ein Ehrengast aus der Schweiz wurde ich behandelt. Erst gab es eine leckere Bockwurst - meine Lieblingswurst - mit Pommes und Krautsalat, dazu ein eiskaltes Coca Cola. Dann zeigte mir der Kapitän Bilder seiner Abenteuer als Drachenflieger, auf denen zu sehen ist wie er über die Landschaft im schönen Tessin fliegt. Sonderbar dachte ich, denn ich bin ein Gleitschirm Flieger. Also, gleich und gleich gesellt sich gern. Bescheiden wie ich nun mal bin verschwieg ich auch, dass ich selbst einmal der Besitzer einer wunderschönen hellblauen flugtüchtigen DC-3 war, die ich dem indischen Maharishi Yogi, dem Oberhaupt der Organisation Age of Enlightenment - und weltbekannt als der ehemalige Sitarlehrer der Beatles - für 65'000 Franken abgekauft hatte. Wollte damals mit Frau und Kind, einem kleinen Chiuhauha Hund und Freunden rund um die Welt fliegen. Leider bin ich nur bis auf die Insel Elba gekommen, und musste dann mit leeren Taschen und dem letzten Tropfen Benzin über die Alpen wieder nach Hause fliegen. Unser Pilot, Captain M.T.Wainright, ein 2. Weltkrieg Kampfflieger Veteran, nannte uns danach nur noch: The bankruptcy people from Switzerland.

Warum investiert jemand gut eine halbe Million Euro in einen schrottreifen Flieger und parkiert ihn dann mitten auf einer Wiese, hier in Harbke das sicher nicht das Zentrum der Welt ist? Ich kann jeden verstehen der so etwas tut, denn ich bin auch so ein Spinner.

Während des 2. Weltkrieges gelang einem B-17 Bomber der US Air Force nach einer Mission über Schweinfurt die Notlandung in den Zugersee in der Nähe von Zürich. Ich war als kleiner Bub life dabei als der Bomber Schaffner, so nannte man den dicken Mann, der das relativ gut erhaltene Flugzeug einige Jahre nach dem Krieg aus dem Wasser gehoben hat. Die Pilotenkanzel war beim Aufprall abgebrochen und ein Besatzungsmitglied kam beim Absprung kurz vor der Wasserlandung ums Leben. Das wertvolle Flugbenzin welches sich noch immer in den Tanks befand rechtfertigte die komplizierte Hebung.

Es vergingen die Jahre und eines Tages - ich war mittlerweile ein junger Pressefotograf geworden und arbeitete in der Photo-Agentur meines Vaters - gab der mir den Auftrag nach Suhr zum Bomber Schaffner zu fahren, weil der Bomber Schaffner die B-17 an jemanden für 10'000 Fr. verkauft habe und ich soll doch ein Bild vom transportbereiten Flugzeug machen, das mit abgetrennten seitlich angelegten Flügeln bereits auf dem Schwertransport Anhänger lag. So begegnete ich der fliegenden Festung zum zweiten mal. Wieder einige Jahre später, anlässlich eines Flugaufname Einsatzes mit einer kleinen Piper über der Ostschweiz, entdeckte ich den inzwischen wieder voll zusammengebauten Bomber auf einer Wiese in der Nähe von St.Gallen. Natürlich lichtete ich ihn sogleich auf die damals üblichen grossformatigen 13x18cm Negative ab. Müssig zu schreiben wieder vergingen die Jahre, mein Kiefer klappte weit nach unten in St. Moritz. In dieser hochalpinen Region, etwas ausserhalb von St. Moritz Dorf, stand nun "meine" Lone Polecat, der B-17 Bomber aus dem Zugersee. Ich konnte einsteigen und wurde im Cockpit sitzend und mit der seitlichen Bordkanone schiessend, von meinem Berufs Kollegen Hans Krebs fotografiert. Nachdem sich offensichtlich einige Leute in mondänen St.Moritz über den Fremdkörper in der Landschaft geärgert hatten, wurde der Bomber schlussendlich verschrottet und die vier Pratt & Wittney Motoren nach Holland verkauft.

Oft denke ich ob ich vielleicht etwas mit dem Schicksal dieser Maschine zu tun habe. War ich vielleicht damals im Krieg ein Messerschmitt Pilot oder lenkte ich gar eines der ersten kampffähigen Düsenflugzeuge, die revolutionäre Me 262? Bin ich im Luftkampf abgeschossen worden? Warum begegne ich solchen fliegenden Festungen, den B-17 Bombern immer wieder. Wie auch damals als ich als 20-jähriger Emigrant aus der Schweiz im US Staat Oregon zufällig eine B-17, umgebaut in ein Flugzeugrestaurant, sah.

30 Jahre später liessen mich die sonderbaren Zufälle rund um die Flying Fortresses immer noch nicht los, und nur zu gern hätte ich mich daran erinnern wollen wo das B-17 Restaurant denn gewesen war, in der Umgebung von Oregon? Hier im Zürcher Hauptbahnhof fand ich dann die verlorene Spur - zur Maschine im fernen Amerika - wieder. An einem Weihnachtsmarkt im Subterrain des Bahnhofs wurde ein einzelnes Plakat des Bomber-Restaurant mit dem B-17 Bomber drauf, angeboten. Die Bildlegende beschrieb den genauen Standplatz.

Natürlich habe ich unzählige Modelle des Bombers gebaut. Auch viele Modelle der schnittigen Me109 oder der Me 262, vom Kraftei, usw. Noch heute steht ein selbstgebauter aus Balsaholz gefertigter grosser B-17 Bomber an einem Ehrenplatz in meinem Schlafzimmer. Als eine Gutenachtgeschichte las meine Mutter immer aus dem Buch von Pierre Closterman vor. Es beschrieb die Abenteuer eines Spitfire Piloten über England. Der Titel des Buches: "Brennende Arena". Später dann als ich -16 Jahre alt - im Internat im Appenzellerland war, las der Herr Pfarrer in der Religions Stunde meistens noch ein Kapitel aus der Geschichte eines amerikanischen Piloten vor, der über dem Meer abgeschossen worden war, und dann für zwei oder drei Wochen in einem Gummiboot dahin dümpelnd, ohne Wasser und Nahrung, seine Rettung erhoffte.

Eine flugfähiges P-51 Mustang Modell wartet in meiner Wohnung ebenfalls seit Jahren auf den ersten Einsatz. Ich habe viele Fachbücher über Aviatik gelesen und hunderte von Stunden lang die unzähligen Bilder von Flugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg betrachtet. Der Besitz einer eigenen DC-3 war dann wohl nur der krönende Abschluss dieser Suche. Meine DC-3 hat die Seriennummer 9995 und wurde kurz nach dem Krieg gebaut. Sie ist eine der allerletzten aus der Produktion. Weil das schweizerische Luftamt die in den USA immatrikulierte Douglas DC-3 NY-88 nicht zugelassen hätte, wurde damals eine Scheinfirma mit dem Namen Comet Films Inc. in Tallahassee/USA gegründet.

Heute gehört die DC-3 einer Plausch Flug Gesellschaft mit dem Namen Air-Classic, hier in Zürich. Zwei Jahre nach meiner missglückten Reise um die Welt, als wir ein Promotions Gruppenbild von uns und unseren Kameras, Fotoapperaten und Autos machten in der Nähe vom Flugplatz Kloten, gelang es der inzwischen wieder verkauften Maschine, unter der Leitung des transzendent angeschlossenen Grüne Kuppel-Pilot, sich genau mittig im Himmelsabschnitt hinter uns ins Bild zu drängen. Klick.... synchroner geht's nimmer. Ein Gruss von Guru Maharishi Yogi vom Zeitalter der Erleuchtung?

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 10:16
#52 Kapitän Kabol hebt ab Antworten

Das Rentner Ehepaar löffelte genüsslich je ein Stück Kuchen. Vorsichtig kauend, einen Schluck Kaffee dazu und schweigend, aber sichtlich zufrieden, denn beide hatten Fensterplätze, und die Ambience hier in der Illuschin 18 war tragend, obwohl man sich nur eben mal 6500 Millimeter über Grund befand. Der Kapitän machte gerade wieder eine lustige Ansage über den Lautsprecher, als etwas Unruhe in die Kabine kam. Was ist los, fragten sich die Flugpassagiere. Sind etwa einige, zu allem entschlossene Terroristen an Bord, die nun das Flugzeug samt den Paxen gegen irgend einen hohen Turm steuern wollen? Eine Maus sei da unter dem Tisch meldete eine Dame und sie hatte bereits ihren Sitz verlassen. Der Gatte ergriff erste Fangversuche des kleinen Störenfrieds. Aber erst als der Kapitän persönlich unter den Tisch kroch - nichts fand - und alle beschwichtigte mit den Worten: "Es besteht nicht der geringste Anlass zur Panik", beruhigten sich die Leute wieder.

Ja, manche lachten sogar und man hatte jetzt etwas erlebt wovon man den Zuhausegebliebenen dann gleich erzählen konnte. Die werden staunen was doch alles so abging. Für all diejenigen die es noch toller haben möchten, bestand bis vor kurzem hier im Flugzeug die Möglichkeit sich für immer und ewig das Jawort zu geben, denn das ehemalige erste Klasse Abteil war zu einer offiziellen Aussenstelle des Harbker Standesamtes umfunktioniert worden. Leider - weiss ich auch nicht warum - hat man aber seit kurzem diese Möglichkeit der doch sehr originellen Trauung wieder aufgehoben. Ja, Ordnung muss halt sein, auch hier im Ostteil des deutschen Landes, und wo kämen wir denn hin, wenn jeder einfach eine Aussenstelle zum Heiraten einrichten täte? Ein Verfall der Sitten nennt man so etwas, und dazu das riesige Doppelbett im hinteren Teil des Flugzeugs. Es wartet nun zusammen mit Champagner, Kerzen, Kübeln fürs Eis und allem drum und dran vergeblich auf die zu allem entschlossenen Liebespaare.

Hans Kabol holte dann noch extra seine Flugkapitän Mütze, startete die Motoren prüfte die Instrumente, schob die vier Motorkraft Regler nach vorne, löste die Bremsen und mit mir auf dem Co-Pilot Sitz, machten wir einen fiktiven Start in den Harbker Luftraum. Etwas neidvoll betrachtete ich zum Abschluss meines Besuches hier auf dem Fany-Fly Gelände den russischen MIG 21 Düsenjäger und verabschiedete mich fröhlich vom Kapitän mit einer diskret überreichten 50 Euro Note und freute mich gleichzeitig über die gute Stimmung und die Video-Beute die ich hier gemacht habe.

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 10:41
#53 Unser Feinde, der Strom und das Handy Antworten

Als ein relativ freier Ritter auf der Suche nach dem Gral kenne ich keine Pflicht irgend etwas zu tun. Vielfach verschiebe ich die Dinge auf morgen. Das Schloss der Grafen von Veltheim zu Harbke musste also bis morgen warten ehe ich es besichtigen will. Um die Zeit bis zum Schlafengehen irgendwie zu vertrödeln fuhr ich einige male durch Harbke, und dann weiter in eines der vielen kleinen Dörfer in der unmittelbaren Umgebung. Nichts da, was einer Schilderung wert wäre, ausser vielleicht die vielen riesigen Strommaste und die ebenso unschöne Gross-Verteilerstation mit dem dazugehörigen Elektrosmog etwas ausserhalb des Dorfes. Hier wirken feistofflich betrachtet Kräfte, die leider noch immer zu wenig beachtet werden. Dieser unsichtbare Strom fliesst in die Menschen, und richtet Schaden an. Harbke ist ein gutes Beispiel für diesen Schadstrom Effekt; ein trauriges Dorf mit noch traurigeren Einwohnern. Natürlich hat der Mensch die Lebens-Kraft unter solchen Bedingungen so zu tun, als ob kein Eingriff in seine persöndlichen Energieströme stattfänden, und sicher zeigen auch die Messungen diesbezüglich keine alarmierenden Werte, jedoch wegleugnen hilft nicht den starken Strom auch tatsächlich aus der Gegend zu verbannen.

Man nimmt - des Geldes wegen - diese leichte Störung der Menschen rund um den Stromverteiler gerne in Kauf und beachtet den damit verbundenen negativen Komfort als einen zumutbaren Beitrag dem ein moderner Mensch nun halt mal verpflichtet ist. Eine Entschädigung erhalten diese elektrisch geplagten Leute nicht, sie müssen ihre Stromrechnungen genau so pünktlich bezahlen wie all die anderen, welche vielleicht das Glück haben ausserhalb solch schädlicher Kraftfelder zu leben. Strom ist eine sehr heimtückische Energie - man sieht ihn manchmal kurzzeitig als ein Blitz, und doch ist er immer unter uns.

Neuerdings sind Geräte mit wiederaufladbaren Batterien ausgerüstet, die auch ohne Stromkabel funktionieren - die Energie "fliegt" dabei durch die Luft in die Batterie und benötigt so nicht einmal mehr eine materielle Verbindung. Unter gewissen Umständen - mit LSD z.B. - ist das menschliche Sinnesorgan der Wahrnehmung in der Lage, all die verschiedenen Ströme welche sich in seinem Umfeld befinden als farbige Strahlen zu erkennen. Da sind: Radiowellen, Fernsehstrahlen, Radar, Sonar, Handysignale, und viele viele mehr. Unter sochem Strahlenzwang hat der Mensch grosse Mühe seine eigenen uralten Sende- und Empfangsstationen wirkungsvoll einzusetzen. Früher, im Mittelalter als ein Beispiel, war der Bauer auf dem Feld mit der Ernte beschäftigt, und wenn das Essen fertig war, hat ihm seine Frau einfach per Gedanke mitgeteilt, es wäre nun an der Zeit für ihn nach Hause zu kommen. Heute benutzt die Bäuerin eine technische Prothese - das Handy - ruft den Ehemann nach Hause an den Tisch, und muss für die Mitteilung auch noch bezahlen. Es ist ja glasklar, dass die Menschen der heutigen, mit unzähligen Strahlen und maschinenverseuchten Welt, die Fähigkeit der Telepathie und anderer magischer Fähigkeiten - das fliegen ohne Flugzeug - nur mit dem Besen vielleicht (?) als ein heute unmögliches, märchenhaftes Unterfangen betrachten müssen.

Die weltweiten Störungsenergien sind es welche uns daran hindern einfach mal so abzufliegen. Ob sie früher - in der stromlosen Zeit - den Körper mitnahmen auf die Reise, bezweifle ich. Sie liessen den Ballast, ihre Körper, einfach zuhause liegen und reisten mit dem freien Geist bis hin zu den weitesten und auch entferntesten Planeten und auch in andere Sonnensysteme. Heute bauen wir Raketen aus schwerer Materie nehmen dem Volk das Geld weg für ungeheure Treibstoffmengen und schiessen dann diese Materie samt den unsensibilisierten Kosmonauten ins nahe All. Die einzigen Personen welche wirklich von solch kläglich' Unfug profitieren sind die Hersteller der heutigen modernen - und gleichzeitig extrem altmodischen - Raumfahrzeuge.

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 11:39
#54 Das Schloss ist verfallen Antworten

Das verlorene Paradies präsentiert sich heute in einheitlichem grau mit grossen grünen erntebereiten Äpfeln, einer Holzbrücke die über den verwilderten ausgetrockneten Schlossgraben führt, etwas Regen und einem kleinen gut erhaltenen Kirchturm ohne Uhr. Die Tür die ins Turm Innere führt ist halb offen, aber massive, neue, hellglänzende Eisenstäbe dahinter, hindern mich einzutreten. Eine nette Art der Lockung mit gleichzeitigem Wegschliessen, oder eine geheimnisvolle Prinzessin welche sich hinter ihrem Schleier verbirgt - dennoch die Hand austreckt und dabei ein höfliches Willkommen für mich haucht.

Langsam arbeite ich mich mit der Kamera vor. Die Umrundungstechnik hat sich schon damals in Gizeh bei den grossen Pyramiden bewährt. Diese Art des Aufzeichnens nenne ich die Radel Rotations Technik. Die Schlossanlage ist sehr gross. Eichenbäume gibt es hier an der Frontseite wo sich auch ein - ebenfalls offenes - Holztor befindet. Ich trete unbefangen ein und schon schaltet das Hirn auf grosse Enttäuschung, denn hier sieht es aus als hätte eine Katastrophe stattgefunden. Ein solches Szenario kenne ich sonst nur von Erdbeben oder Brandstätten. Ein Brand war es aber offensichtlich nicht, der hier die Verwüstung angestellt hat, eher eine Bombe. Einige der Aussenmauern des Schlosses der Grafen von Veltheim stehen zwar noch, die Stockwerke im Innern sind jedoch eingestürzt. Unglaublich der verlotterte Zustand dieses einst so schönen Schlosses hier in Harbke.

Durch die Maueröffnungen, wo jetzt keine Fenster mehr drin sind, kann ich herunterhängende Holzbalken sehen. Ein kleiner Turm erhebt sich unbeirrt aus den Trümmern gegen den grauen Herbsthimmel. Lange wird es nicht mehr dauern bis auch er der Schwerkraft nicht mehr widerstehen kann und einstürzen wird. Was ist hier nur passiert frage ich mich. Die Würde des allumfassenden Gartens kontrastiert in sattem dunkelgrün zum graurot der verfallenen Mauern. Noch bin ich auf der zum Dorf hin abgewandten Seite des Schlosses, wo sich ein gosser Park mehr oder weniger in die Landschaft eingenistet hat, der Hege und Pflege rühmen darf; ja sogar die alte originale Orangerie, ein hübscher kleiner Bau ist - so kann man es lesen - mit dem Geld der örtlichen Landes Sparkasse kürzlich renoviert worden und präsentiert sich nun in total frischer Aufmachung im alten Zustand. Ein Wappen auf der Vorderfront des kapellengleichen Gebäudes wird von der obligaten Krone als ein beschützendes Element dominiert, auf dem Wappen selbst ist ein Rabe zu sehen der auf einer umgekehrten Pyramide, bestehend aus 14 Kugeln, sitzt. Saubere Arbeit, die Renovation meine ich und sicher ein gediegener, ein Lichtblick, und dabei auch nicht billig ausgeführt.

Ich wende mich wieder dem alten Gemäuer der Schlossruine zu und entdecke hoch oben an der Fassade ein Stein Medaillon mit dem Profil-Portrait eines Mannes. Könnte gut der Graf sein, denke ich, denn die Gesichtszüge zeigen einen verbissen dreinschauenden Adeligen. Die Mundwinkel verneinend nach unten gezogen, eine lange gebogene Nase und strenge Augen. Also kein Mensch mit dem man gerne Kirschen essen möchte. Es wundert einem, dass so ein missliches Konterfei an die Schlossmauer geklebt wurde und der Mann sich selbst dabei in dieser unvorteilhaften Gesichtspose akzeptierte, und wohl auch noch den Steinhauer dafür bezahlt hat.

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 12:19
#55 Hähnchenmast im Schloss Antworten

Ich ging weiter zum Ufer eines grossen Teiches im Schlosspark, stellte die Kamera auf und war eben dabei den bar aller Ziegel in den Himmel ragenden Dachstuhl der ehemaligen Stallung zu digitalisieren als sich ein kleiner Mann mit einer roten Schirmmütze näherte.

Es war schon immer so; Wenn ich am Drehen bin gibt es Leute die gehen vorbei als ob nichts wäre. Andere beginnen zu Fragen und bleiben dabei mit einem gewissen Interessen in der Stimme stehen. Der bemützte Mann gehörte zur zweiten Kategorie. Er war sogar für ein kleines Interview bereit und ich muss noch heute daran denken wie müssig meine Frage nach seinem Beruf gewesen ist, denn er war ein pensionierter Bergmann. Ein Zwerg also der im nahegelegenen Bergwerk jahrelang im Stollen gearbeitet hat. Ein typisch ostdeutscher Mensch der immer noch nicht selbstsicher reden kann, jedoch sehr nett und auch kontaktfreudig mit einem westlichen Gewand und neudeutscher Kappe dasteht, jedoch tief drinnen in der Seele immer noch vom falschen Programm geplagt wird.

Vom Leben und dem Wirken der gräflichen Familie von Veltheim zu Harbke hatte er nur ganz wenig gehört, denn er ist kein echter Harbker und somit auch nicht hier geboren worden. Die Geschichte vom Schicksals Ring nahm er in der Art des Grenzers entgegen von dessen Reaktion ich ja schon erzählt habe. Ring, assoziierte der Mann mit Erinnerung und sagte, dass die Veltheims bis zu Jahre 1945 hier auf dem Schloss gelebt hätten. Erst nach dem Krieg sei das Gebäude langsam verfallen. Ein Radler knirschte auf dem steinigen Weg an uns vorbei, und dann kam ein etwas grösser und auch dickerer Mann auf uns zu. Sogleich war er der dritte im Bunde und übernahm auch sofort die Führung des Gespräches.

Er berichtete von einer Brücke aus Stahl welche über den Teich zu Schloss geführt habe und von den Jagdausflügen der Herrschaften in den nahen Wald. In Saus und Braus habe man hier gelebt aber auch viel Missgeschick sei Gast auf dem Schloss gewesen. "Ah ja?" sagte ich, "bitte erzählen Sie mir was sie damit meinen." - Er holte Luft: "Sehen sie die lebensgrosse Statue dort drüben auf der Teufelsmauer? Es ist das Ebenbild der schönen jungen Prinzessin; sie hat sich aus Kummer und Schmerz - weil ihr Verlobter nicht mehr aus der Schlacht zurückkehrte - von einem Balkon des Turmes in die Tiefe gestürzt."

"Ja, das war alles einmal, ja?" sagte der Mann mit der Mütze. - "Aaah...", meinte der andere und erzählte weiter: "Nach dem Kriege als die Veltheims vertrieben wurden hat die katholische Kirche das Schloss übernommen, und daraus ein Kinderheim gemacht. Damals war noch alles in Ordnung und auch sehr gut erhalten. Dann im Jahre 1947 als die Grenze gemacht wurde, mussten die Kinder wieder raus, und man machte sich von staatlicher Seite Gedanken ob man im Schloss ein Altersheim einrichten kann. Nach der Grenzbildung zwischen den beiden deutschen Staaten wurde das hier als Grenzgebiet erklärt, und dadurch der Gedanke wieder verworfen, und nach dem Jahr 1949 wurde die ganze Anlage der Landwirtschaft übergeben. Seitdem ist das Schloss dem Verfall hergegeben. Im Rittersaal, der noch sehr gut erhalten war, hat man eine Hähnchenmast eingerichtet. Damals war eben das Essen knapp. Der Hühnerkot ist ja ätzend und hat dann alles zerfressen. Man investierte in den letzten 40 Jahren auch kein Geld mehr in das Schloss, und somit ist alles zerfallen, und das was übrig geblieben ist sehen wir heute: Alles nur Trümmer. Auch die Gräber der Edelleute sind umgebettet worden an einen neuen Ort gleich hinter der äusseren Mauer beim Kirchturm."

"Denken Sie, dass ein böser Fluch über der Familie von Veltheim liegt?" fragte ich. - "Das weiss ich nicht; nach der Wende waren die Nachfahren einmal hier, weil es um die Eigentumsfrage ging und soviel ich weiss hatten sie aber kein Interesse mehr. Die Ländereien, die ganzen Ackerflächen, Wald und Flur wurden dem Staat übergeben." - "Glauben sie, dass man das Schloss kaufen kann", fragte ich zum Schluss. Beide mussten herzhaft lachen und der Zwerg sagte: "Das weiss ich nicht, ja wer will das nu' denn kaufen?" Ich. - Sagte aber nur: "Danke für das Interview und alles Gute."

Rad el Baluvar Offline



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01.12.2011 12:35
#56 Fragmente aus alter Zeit Antworten

Es war Mittagszeit geworden und sie gingen zum Essen. Ich setzte mich auf die kleine Bank bei der Orangerie und meditierte über das mittelalterliche Leben hier in dieser gottverlassenen Gegend inmitten von Deutschland. Ich transferierte meine Fantasie ins Mittelalter und besuchte das Schloss der Grafen von Veltheim in Harbke per Erinnerung:

Nach langem Ritt durch die weite Landschaft gelangte ich zu einem kleinen Ort mit dem Namen Hartbeke. Man schrieb das Jahr 1315. Es war in der Sommerzeit und zusammen mit einer beträchtlichen Ryterschar, einigen Wagen, und vielen guten Waren, bin ich nun hiehergelangt. Am Bach, von dichtem Wald umringt, in der Senke des Weges, steht ein Schloss, daneben eine Kirche, der Park und ein Lustwald. Die Grundherrschaft haben meine alten Freunde Bertram und Ludolf von Veltheim. Etwa gut zwei mal zehn schmucke Fachwerkbauten und eine Schmide bilden das kleine Dorf. Ein Stall für Pferde steht gleich neben dem Schloss, einige Schweine, zwei kläffende Hunde sowie eine ganze Schar von Hühnern, Ziegen und Schafen tummeln sich in der Umgebung. Im Schlosshof schöpft eine einfach gekleidete Frau Wasser aus dem Ziehbrunnen in einen Tonkübel. Ich steige vom Ross, und einige Kinder begrüssen uns mit viel Geschrei und neugierigen Blicken.

Jetzt kommt der Ludolf mit seiner Guldhilde aus dem Schloss und wir umarmen uns in der Art wie es nur ganz alte Freunde tun. Fast alle Bewohner des Schlosses stehen mittlerweile um uns herum, und sind bereit die Pferde der anderen Ryter zu halten, damit diese auch den Ludolf, und seine Frau begrüssen können. Eine fröhliche Stimmung baut sich auf und es wurde gelacht und gegenseitig komplimentiert.

"Ihr Ryter und ihr Wagenfahrer könnt euere Zelte da drüben auf der Wiese aufstellenen", rief der Graf meinen Leuten zu, und: "Heute Abend machen wir ein grosses Fest zur Feier der guten Reise. Kommt mein werter Freund wir wollen jetzt ins Haus gehen und etwas essen und Trinken". An seine Bediensteten erteilte er noch schnell einige Anweisungen für die Bewirtung der Gäste, und für die Dinge die jetzt zu tun sind, und sagte auch noch, heute sei ein ganz besonderer Tag.

Im Schloss war es angenehm kühl, wir traten in ein grosses Zimmer mit allerlei Waffen, einigen Hirsch und Rehbock Geweihen an den Wänden. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand schon der Krug bereit mit dunklem Malzbier gefüllt und den Bechern aus glänzendem Zinn. Wir setzten uns auf Stühle die mit Bärenfell überzogen waren, während dessen Guldhilde einen kleinen Imbiss in der Küche zubereiteten liess. "Wo ist dein werter Bruder Bertram", wollte ich wissen. - "Er ist ins nahe Gelände geritten wird aber gegen Abend wieder hier sein".

Auf einer reich geschnitzten Holzplatte brachte eine Magd nun feine Fleischwaren und etwas Brot, Früchte und den Kuchen mit einem Zuckerüberguss. Angeregtes Geplapper der Leute vor dem Haus drang durch die mit Tierhäuten behangenen Fenster. "So jetzt erzähle mir mal von deiner abenteuerlichen Reise". - Ludolf holte eine Landkarte hervor und legte sie auf den Tisch. "Wo bist du überall gewesen?" - "Nun, ich bin einen Tag nach der Sonnenwende von Nürnberg aufgebrochen, mit Tauschwaren auf den Wagen und einigen verlässlichen Ryterfreunden als Schutztruppe. Du weisst ja, es ist nicht ganz ungefährlich heutzutage mit Gütern übers Land zu reisen. Immer sind einige dunkle Gestalten auf der Lauer, um die Ware ohne Bezahlung in ihren Besitz zu bringen. Dank meinen kühnen Männern die im Schwertkampf sehr geübt sind und auch den treffsicheren Bogenschützen die auf den Wagen sitzen, sind wir abgesehen von einem Radbruch bei Dorstett, der uns fast drei Tage aufgehalten hat, gut durchgekommen und konnten unterwegs manch ein Geschäft mit einem Landherrn oder einem Marktgesellen abschliessen. Die Jagd am Weg war reich und somit ist auch niemand verhungert."

Wir lachten und Ludolf hatte nur auf dieses Stichwort gewartet: Die Jagd, jetzt erzählte er von all den Vorkommnissen die er auf der Jagd erlebt hatte, seine Liebe zum Wild und die grosse Leidenschaft die tief in ihm drinnen nistet machte sich in jedem seiner Sätze bemerkbar. Von einem riesigen Bären sei er fast getötet worden berichtete er, aber mit einer letzten verzweifelten Abwehrbewegung habe er dem Tier das Messer mitten ins Herz gestossen. Noch heute seien die Löcher der scharfen Eckzähne vom Bär zu sehen. Er krempelte den einen Ärmel hoch und zeigte - mit Stolz in den Augen - die Bisswunden. Noch nicht lange sei es her - der Bär stand in der dunklen Nacht plötzlich vor ihm als er noch schnell zum Vieh schauen wollte draussen. "Trinken wir auf das Glück, welches nur den Tüchtigen beisteht", sagte ich und hob den Becher. - "Auf dein langes Leben", entgegnete er und die Trinkbecher krachten bei diesen Worten aneinander.

Rad el Baluvar Offline



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02.12.2011 17:58
#57 Rauschstoffe im Mittelalter Antworten

Ein alter Mann schlurpfte herbei und reisst mich wieder vorwärts in der Zeit. "Guten Tag", murmle ich. Wortlos aber doch mit dem Kopf nickend zum Grusse entschwand er im Park. Ich holte meine Rauchutensilien hervor; ein Päckli filterlose Camel das Feuerzeug und die Pfeife. Früher mischte ich jeweils einige zerriebene Teile vom Haschisch oder etwas Gras dem Tabak bei. Heute tue ich das nicht mehr weil ich der milden Rauschsubstanz überdrüssig geworden bin. Dennoch interessiere ich mich für alle sogenannten Bewustsein erweiternden Drogen, und rein spekulativ erfreut mich der Gedanke mir vorzustellen wie der Graf im 16.Jahrhundert exotische Pflanzen hochgezogen hat - in dieser Zeit ist die Orangerie, oder das Gewächshaus wie man solche Bauten auch nennt, entstanden. Man kann so ein Unterfangen, tropische Pflanzen hier anzupflanzen, nur mit einem Eskimo vergleichen der - im ewigen Eisland - eine trendige Badehose besitzt.

Die Wege sind lang um ein seltenes Saatgut oder gar einen magischen Setzling aus Afrika hier in diese Gegend zu bringen, von den damit verbundenen Kosten ganz zu schweigen. Der Graf musste also ein ganz dringendes Interesse daran gehabt haben solches zu tun. Die Wirkung welche gewisse Pflanzen entwickeln war ganz bestimmt eine mehr als nur willkommene Abwechslung im vermutlich doch eher öden Alltagsleben vom Graf. Ich weiss, dass schon immer psychoaktive Substanzen im Spiel waren - bei den Pharaonen bis hin zu den Kaisern und Königen. Natürlich haben auch die feinen Damen und die höheren Herren der Gesellschaft immer gerne mitgemacht in den hohen Zeiten. Bestimmt auch die Bauern die es noch einfacher hatten z.B. magische Pilze zu finden, denn am liebsten wachsen die kleinen Wichtel ja auf Kuhdung.

Ich kann ihn beinahe sehen den Graf, wie er in seinem Studierzimmer in den alten Pflanzenbüchern blättert und nach neuer Lust sucht. Wie er in der Orangerie die Kakteen und die Hanfstengel liebevoll beäugt. Etwas Wasser hier, etwas weniger da, dafür etwas mehr Sonne dort drüben beim südamerikanischen Gewächs. Man tauschte sich per Kurier-Brief aus mit den anderen Adeligen und so gediehen diese Rauschpflanzen prächtig. Dann, wenn wieder einmal ein rauschendes Fest - im wahrsten Sinn des Wortes - angesagt war, bereitete man die Minne zu.

Minne war im Mittelalter das beliebteste Getränk in der Oberschicht, bei den adeligen Rittern und bei den lieblichen Burgfrauen, und bestand aus einer Mixtur von leichtem hellen Bier und dem Saft von ausgequetschten Zauberpilzen. Anstatt ins Kino, begab man sich auch damals schon in andere Realitäten. Die Rituale des Gesellschaftstanzes sind so entstanden, ebenso die Pläne für die gewölbten Decken in den Sakralbauten. Ich werde später in einem eigens die Rauschpflanzen betreffenden Kapitel mehr davon berichtenen.

Die Zeit ist gekommen die letzte finale Einstellung zu tätigen. Es sind die Stallungen und ein grosser Platz die ich ablichten will. Ein Holzgatter verwehrt mir den Eintritt auf den Hof. Macht nichts, denke ich, ist ja sowieso alles recht leblos und verfallen hier. So, nun ist mein Rundgang inklusive der Dreharbeiten um das Schloss herum beendet und ich gehe in die Richtung wo mein Auto steht. Eine am Boden liegende Eichen-Saat veranlasst mich sie aufzuheben; im Vorsatz eines Tages aus der Frucht einen ehernen Baum wachsen zu lassen. Hier in Zürich soll dann die edle und reine Eiche gen Himmel ziehn - spriessen, als ein neuer Abkömmling des Stammbaums aus dem Garten der schicksalsgeplagten Familie der Grafen von Veltheim zu Harbke.

Den verlorengegangenen Ring mit dem Diamant in Pyramidenform werde ich von einer Goldschmiedin neu erstellen lassen - genau nach der Abbildung im kleinen Buch, und zudem will ich die geheimnisvolle Schrift mit Hilfe der Laserstrahl Technik ins Gold einbrennen lassen. Wer wird in tausenden von Jahren noch wissen wollen, ob mein neuer güldener Ring tatsächlich der echte ist?

Rad el Baluvar Offline



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10.01.2012 00:15
#58 Abschnitt Antworten

Rad el Baluvar Offline



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13.01.2012 11:33
#59 RE: Abschnitt Antworten

Ahmadinedschad: «Alle Welt weiss, dass wir hier im Iran keine Atomwaffen bauen. Solche Waffen sind unmoralisch.»

Einklang Offline



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20.04.2012 00:08
#60 RE: Abschnitt Antworten

hallo Rad el, ich habe einige fragen an dich bei denen ich aber nicht weiss ob ich sie hier öffentlich machen soll. kann man den irgendwie privat mit dir schreiben?

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